Eine beschwerliche Schwangerschaft und eine schnelle Geburt

22 Aug

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Es ist wahr was sie sagen: beim zweiten Kind geht es schneller.

Am 4.4.2014 habe ich um 7:15 nach nur 4 Stunden Wehen meinen zweiten Sohn im Urban Krankenhaus geboren. Da ich dir, Liebe Patricia, auch nach der Geburt meines ersten Sohnes einen Geburtsbericht schickte, war es mir ein Bedürfnis dies nun, nach der zweiten auch zu tun.

Ich möchte vorweg erwähnen, dass ich keine schöne Schwangerschaft hatte. Beim ersten Kind hatte ich schon mit einer Symphysenlockerung zu tun, die mich einschränkte was Sport und Bewegung anging, bei der zweiten Schwangerschaft sollte sich dies jedoch um einiges verschlimmern. Hinzu kamen Beschwerden mit dem Ischiasnerv und dem Kreuzbein. Besonders in den letzten zwei Monaten gab es Wochen wo ich gar nicht gehen konnte. Mein älterer Sohn war zu dem Zeitpunkt anderthalb… Es war keine leichte Zeit für uns alle denke ich und erforderte organisatorische Höchstleistungen. Von den Ärzten hatte ich übrigens nicht die Unterstützung, die frau sich wünschen würde. Oft hieß es „Sie sind doch erst 28 und fit, das schaffen Sie schon“. Als ich eine Haushaltshilfe beantragen wollte: „Kann Ihre Schwiegermutter denn nicht kommen?“ und als es um Physiotherapie ging: „Lassen Sie sich doch mal von Ihrem Partner massieren“. Ich habe letztendlich eine Haushaltshilfe bekommen (die TK war zum Glück wider Erwarten am kooperativsten!), Physiotherapie, Stützstrümpfe, einen Bauchgurt und Ostheopatie. Nichts hat so richtig geholfen. Ich wusste ich muss da einfach durch. Aber mit diesen ganzen Schmerzen und Beschwerden (und leider auch dummen Ärzten) wuchs meine Angst vor der Geburt. Was mich irgendwie total durcheinander brachte! Denn instinktiv wusste ich, ich könne mir 100% vertrauen. Vor allem wenn ich doch schon mal ein 4250g Kind in einem Geburtshaus zur Welt gebracht habe! Das ging damals zwar alles nicht ganz so leicht und dauerte 23 Stunden, aber im Endeffekt war alles gut.

Mein Mann ist groß, ich bin nicht klein, auch dieses Kind sollte wieder recht schwer werden. Der Feindiagnostiker am Kudamm riet mir zum Kaiserschnitt. Selbst die erfahrene Hebamme im Urban, die auch außerhalb der Schulmedizinerkreise einen sehr guten Ruf genießt, warnte mich vor einer „Symphysensprengung“ und riet mir einen geplanten Kaiserschnitt in Betracht zu ziehen. In meinen verängstigsten Momenten kam eine wundervolle, einfühlsame Patricia zu mir nach Hause. Um mich und meinen Mann auf einen eventuellen Notkaiserschnitt vorzubereiten.

Der Termin näherte sich also und ich wünschte mir die Geburt herbei. Wie auch immer sie nun sein würde, zum Ende der Schwangerschaft hin kriegt frau ja zum Glück so eine tapfere Gleichgültigkeit und will es nur noch hinter sich bringen.

Ich hatte 2 Tage lang in großen aber regelmäßigen Abständen Übungswehen. Ein seltsames Phänomen, hatte ich so noch nie gehört. Sie waren oft nur ganz schwach aber alle 30 bis 60 Minuten. Ich dachte erst natürlich die ganze Zeit es geht bald los aber dann dauerte das und dauerte… Eines Abends hörte es dann plötzlich auf. Nach vier Stunden Nüscht ging ich ins Bett und war sauer. Es war der Abend des 3.4. – der errechnete Termin.

Nachts um 3 traf es mich dann aber mit voller Wucht und eine kräftige Wehe rüttelte mich wach. Ich ging ins Bad und duschte heiß, voller Vorfreude. Aber ein Teil von mir war sich sicher: die gehen wieder weg, bisschen entspannen, heiß duschen, dann weiter schlafen. 😉 Nix da. Schnell wurde deutlich, dass sich das ganze steigert. Um 4 machte ich meinen Mann und meine Mama wach, um 5 meinen Sohn, um halb 6 lieferten wir diesen bei seiner Tante ab, dann ab ins Urban und nach einer Stunde Kreissaal war der „kleine“ 4230g und 57cm Junge da.

Die Wehen waren so heftig, dass ich teilweise dachte es reißt meinen ganzen Körper entzwei. Meinen Mann an den Händen umklammernd stand ich zittrig, weinend und schreiend da und meinte ich schaff das alles nicht. Bald kniete ich vor dem Bett, er auf der anderen Seite, so dass unsere Hände sich weiter halten konnten. Hinter mir die zwei Hebammen. Ich war so laut und das tiefe Tönen wurde eher zu so Monsterschreien, so dass ich die zarte Hebammenstimme gar nicht wahrnahm, die mir endlich erlaubte zu pressen. „WAS HAT DIE GESAGT? -AH! WARUM SAGT DIE DAS NICHT EHER!“ Und mit dieser Urgewalt drückte ich das Kind endlich raus. All die Schmerzen der Schwangerschaft. All die Zweifel und Ängste. Alles kam mit dieser enormen Kraft, die wir Frauen unter der Geburt aufbringen, in einem Schwall raus. (Und auch noch andere..äh…unappetitlichere Dinge, die ich weniger gerne erwähne. Ich füge das hier allerdings hinzu, weil es anderen Frauen vielleicht ähnlich ging und keine sich schämen sollte auch darüber zu sprechen. Es ist nämlich gar nicht schlimm. Ohne Witz, als ich zögerte und meinte auf die Toilette zu müssen, sagte mir die Hebamme ich solle „einfach machen“, ja sogar sie „wünscht sich das jetzt“. Clever denn es nahm mir die scheu und sie weiß ganz genau, dass in dem Moment wo die Frau loslassen kann die Geburt auch wirklich voran geht 😉 Außerdem ist es mit einem warmen Waschlappen fix weggewischt und alles ist vergessen, gar kein Problem.)

Also war er da. Die Hebammen legten das Kind auf einem Tuch auf den Boden. Ich rappelte mich auf, drehte mich um und da lag es. Diese Freude! Strahlend wischte ich ihm ein bisschen Blut vom Gesicht und hob ihn auf. Das war der allerschönste Moment. Sie hüllten uns in Decken und legten uns aufs Bett und eine Weile lag er da nackt auf meiner Brust, das war einfach wunderschön.

Von dir, Patricia, hatte ich davon gehört. Dass eine Frau ihr Kind selber aufheben durfte- und ich fand das so schön! Ich versäumte allerdings diese Idee beim Vorgespräch mit der Hebamme zu äußern, das ging irgendwie alles unter in dem ganzen Stress. Wie durch eine nette Geste, von wem auch immer, ergab es sich dann aber ganz von allein, dass ich das erleben durfte und mir ein Wunsch erfüllt wurde, der diese starke Geburt so zauberhaft enden ließ.

An alle Mütter: bleibt stark. Und an dich Patricia: deine Arbeit ist so wichtig und es ist so toll, dass es dich gibt und du so sehr da bist für so viele Frauen. Danke.

Deine Daria

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